Weihnachtsgeschichte
Seit heute fällt mir das Schreiben auf dem Computer wieder leichter. Eine durchaus vorhandene postoperative, körperliche Behinderung ist fast nicht mehr bemerkbar. Beruflich werde ich allerdings erst ab Montag wieder den Computer nutzen. Doch denke ich über Weihnachten nach, schließlich wird sich das Besorgen von Weihnachtsgeschenken heute schwieriger gestalten. Bei der Gelegenheit ist mir der Entwurf einer Geschichte entgegen gefallen, die auch heute noch keine ist. Aber es ist viel besser, den Text möglichst bald zu lesen zu können, weil er sich ja viel mehr auf die Zeit vor Weihnachten bezieht:)
Die klassische Weihnachtsgeschichte hält sich am Lukas-Evangelium an. Davon gibt es dann mehrere Variationen, die sich in Form und Ausführlichkeit oder auch in Modernität unterscheiden.
Dann gibt es Geschichten, die zu Weihnachten spielen, deren mir liebste Deutschsprachige von Peter Rossegger geschrieben wurde. Als ich Weihnachtsfreude holen ging ist eine Schilderung mit so vielen Facetten und tiefer Besinnlichkeit, dass sie mir heute noch die Weihnachtszeit verschönt, vor allem dann, wenn ich mit unserem Hund bei einem Wetter wie gestern spazieren gehe.
Der lange Weg durch Schnee und Eis, welcher der Weihnachtsfreude nichts anhaben kann, ist dabei partout keine schönfärberische oder kitschige Geschichte. Einmal muss der kleine Peter ja sogar befürchten, dass ihm der ganze Weihnachtseinkauf geraubt wirt.
Eine weitere unheimlich prägende Weihnachtsgeschichte hat uns Adalbert Stifter mit seinem Bergkristall geschenkt. Auch hier wird ein möglicherweise süßlich erscheinendes Sujet mit ziemlich viel Realkritik und Spiegel vorhalten verbrämt, ein Umstand, den ich als Kind nicht so erkannt habe. Weil die Geschichte jetzt aber auch sehr publikumswirksam verfilmt worden ist, fallen mir derartige Hintergründe viel stärker auf.
Bekannt sind die Geschichten über das Schenken. Am besten wohl die von O’Henry, bei der zwei Liebende jeweils das verkaufen, wofür der andere gerade seinen größten unerfüllbaren Wunsch sieht. Ich erinnere mich, dass die Frau ihr schönes Haar verkauft hat, für dass der Mann das besonders tolle Bürstenset gekauft hat. Was sie dem Mann geschenkt hat, erinnere ich jetzt nicht, aber ich bin überzeugt, dass es einer von euch weiß. (Auflösung: Uhr und Uhrkette)
Auch als Satiren gibt es wunderbare Weihnachtsgeschichten, wie z.B. Nicht nur zur Weihnachtszeit von Heinrich Böll. Hier muss jeden Tag Weihnachten gefeiert werden, weil die Erinnerung der alten Dame versagt und sie nachhaltig insistiert, dass doch heute Weihnachten wäre.
Es gibt so viele Weihnachtsgeschichten, dass ich dachte, es wäre ein leichtes, eine Geschichte im Internet zu finden, welche im Milieu der elektronischen Datenverarbeitung spielt. Z.B. mit einem Operator, der den Betrieb einer Software rettet, ohne die ein Flugzeug nicht den Zielflughafen erreicht. Oder ein Bereitschaftsdienst, der gerade am 24.12. benötigt wird, um das total ausgefallene System eines Krankenhauses wieder in Gang zu setzen. Ja noch einige andere Sujets würden mir einfallen.
Was wäre den der Hauptpunkt einer derartigen Geschichte, die Weihnachten, Andacht und den Einfluss der modernen Datenverarbeitung sinnstiftend verknüpfen kann.
Ich habe bei meinen Weihnachtseinkäufen ein kleines Büchlein und ein paar größere gefunden. Und bin dabei auf ein Thema fündig geworden, welches mit dem Begriff Besinnlichkeit zusammen hängt. Und mit der Zeit.
Die Ausgangsbasis ist eine negative:
„Der kybernetische Kapitalismus tendiert dahin, die Zeit selbst abzuschaffen, die flüssige Zirkulation bis zu ihrem Maximalpunkt, der Lichtgeschwindigkeit, zu maximieren, wie es bereits bestimmte Finanztransaktionen zu realisieren versucht haben. Die Begriffe ‚Echtzeit‘ und ‚just in time‘ sind ein Beweis für diesen Haß auf die Dauer. Gerade aus dieswem Grund ist die Zeit unser Verbündeter.“ [kleines Büchlein Kybernetik und Revolte (Tiqqun)]
Im letzten Satz findet sich der Schlüssel. Die Zeit ist unser Verbündeter. Weihnachten ist der Zeitpunkt, an dem wir uns von der vorweihnachtlichen Hektik in der Besinnlichkeit des Fests wiederfinden sollten. Die Zeit, die wir uns nehmen, mildert den immer mehr zunehmenden Druck der Beschleunigung unseres Lebens, wie es teilweise fremdbestimmt ist.
Heute habe ich kein diesbezügliche Geschichte für euch. Ich werde sie wohl für das nächste Weihnachtsfest selbst schreiben müssen.
Aber ich kann euch das Beste wünschen, was ihr euch selbst schenken könnt. Zeit und Besinnlichkeit. Möge euch das nächste Jahr so freundlich begegnen, wie mir das heurige erschienen ist.
Samstag, Dezember 17, 2011 at 2:38 pm
weihnachten geht mir zwar gründlich am arsch vorbei, steppenhund. doch ich wünsche dir aus ganzem herzen weiterhin gute genesung und schöne feiertage!
Sonntag, Dezember 18, 2011 at 11:16 am
Na mein Lieber, Du brauchst die Wünsche für mehr Zeit nehmen nicht.
Danke für deinen Gruß.
Montag, Dezember 19, 2011 at 6:15 pm
Weihnachten ist ja leider heutzutage nur noch Event.
Diesem Umstand unzeitgemäß, ein Geruhsames, und somatisch das Bestmögliche!
Montag, Dezember 19, 2011 at 6:19 pm
Weihnachten ist eines der dümmsten nioch real gelebten Märchen der Welt.
Dienstag, Januar 24, 2012 at 1:46 am
komme ich mit wordpress nicht zurecht, oder ist die weihnachtsgeschichte der letzte post???
Dienstag, Januar 24, 2012 at 9:26 am
Doch, doch, sie ist der letzte Post. Was unter letzte Beiträge ganz oben steht, ist der letzte Beitrag.