Reisen

Ich träume von Eisenbahnreisen. Die Transsibirische, die Verbindung zwischen Paris und London durch den Tunnel, die Panoramareisen in der Schweiz. Ich male mir die Reisen aus, schaue auch gelegentlich in den Fahrplänen nach und habe mich auch schon nach den Preisen erkundigt.
Die transsibirische Eisenbahn führt von Moskau nach Peking oder auch umgekehrt. Die chinesische Eisenbahn habe ich schon genossen, Peking Wuhan, achtzehn Stunden. Die russische Eisenbahn habe ich ebenfalls genossen, Leningrad Moskau. Das war romantisch und abenteuerlich. Muss ich mir da wirklich die weiteren zehn Tage dazwischen geben?
Ich war in London in der Waterloo-Station. Dort blieben die Eurostar-Züge vor meinen Blicken verborgen. Innerhalb eines Monats hatte ich am Gare-du-Nord einen Anschluss und sah einen gelben Eurostar. Vor mir, groß, bedeutsam, mit Aura. Und war der vielleicht sagenhaft schmutzig!
Durch die Schweiz bin ich vor einem Monat gefahren. Nicht Panorama. Aber ein bisschen etwas von der Vorfreude ist weg.
Das Ausmalen der Reise, das Planen, das Gustieren ist großartig, denn es bedeutet Träumen, Träumen von der Reise. Und können Träume nicht großartiger sein als alles andere, was wir so erleben.
(c) Steppenhund
(zur Übersetzung ins Französische freigegeben)


  1. Was für eine schöne, mit Humor gewürzte Mittagsgeschichte, lieber Steppenhund. Sie inspiriert mich zu meiner Test-Übersetzung. Obgleich ich die nicht hierhin einstellen werde, ähem, ich möchte mich ja mit einer Französisch-Übersetzung [womöglich gespickt voller Fehler] in Ihrem Leser[innen]kreis nicht blamieren 😮

    Zum Inhalt:
    Ja, die Tagträume, das Ausmalen, wohin eine nächste Reise gehen könnte, beinhaltet stets die schönsten Reiseeindrücke: Vorfreude und Geschmack auf das, was passieren oder einer erleben könnte. Was man besichtigen will, wo man gerne nächtigen würde. Was man unbedingt ansehen möchte.
    Meistens kommt es vor Ort, wenn man die in der Phantasie ausgemalte Reise tatsächlich antritt, immer anders. Das haben Sie auch sehr treffend mit dem Eurostar beschrieben [mit dem ich auch schon reiste und Ihren Eindruck voll und ganz bestätigen kann].
    Auf einer USA-Reise in den Mittleren Westen bin ich vor Jahr[zehn]ten mit einem Van Hunderte von Meilen gefahren, es war gewiss eine Fahrt von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, um eine alte Goldgräbergeisterstadt zu sehen. Endlich angekommen: Enttäuschung pur, da von der Mine gar nichts mehr zu sehen war, außer ein paar felsigen Brocken, die den Zugang in den Berg, den ich mehr als Hügelchen bezeichnete, versperrte und zwei alte, halb verfallene Holzhütten. Das war`s dann. Im Reiseführer stand es dagegen ganz, ganz toll beschrieben, dass wir uns vor Ort die Augen rieben und dachten, wann ist der Autor dorthin gereist oder meinte er ein anderes „Monte Vista“ – so oder ähnlich – hieß der Ort.

    • Die Geschichte mit der USA erinnert mich an ein extrem lustiges Erlebnis, dass ich zusammen mit meinem Freund hatte. Wir fuhren von Las Vegas westwärts und wollten an einem kleinen Ort übernachten, von dem der Reiseführer soviel wie klein aber fein und nett und „mit Erholungspotential“ geschrieben hatte. Dort war auch die Abzweigung in den Süden in Richtung Death Valley. Ich muss auf einer Karte nachsehen, wie der Ort heisst. Irgendwass wie „something Junction“.
      Als wir ankamen, war das Wichtigste eine Tankstelle, die wir auch an der Kreuzung vorfanden. Sonst gab es von dem Ort nichts als auf der Vis-a-vis-Seite einen Camping-Platz. Die Abzweigung war richtig da. Der Tankwart fehlte, den konnten wir herbeiklingeln. Er kam aus einem hinter der Tankstelle gelegenem Haus, welches größer war, als man vermuten konnte.
      Es war ein Bordell. Das war das beschriebene Erholungspotential.
      Wir mussten dann noch 100km fahren, um wo übernachten zu können, denn fürs Bordell waren wir entweder zu schüchtern oder nicht drauf eingestellt:)

  2. Pourquoi veux-tu qu’on fasse une traduction de ce texte?

  1. 1 Reisen und Metareisen « Das 37. Jahr

    […] ich schon einmal geschrieben habe, wollte ich immer damit fahren und habe irgendwann den Wunsch aufgegeben, weil ich sowohl in der […]




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