Der Verlust

Durch Zufall wähle ich heute einen Kanal, auf dem der 2003 gedrehte Film „Die Kinder des Wüstenplaneten spielt“. Eine Trilogie, die 251 Minuten dauert.
Ich finde Dune (von Frank Herbert), mit all seinen Folgen – ich glaube, insgesamt sind es 6 Bücher – faszinierend. Ich habe zwei Computerspiele gespielt und zwei verschiedene Verfilmungen gesehen.
Ich würde nichts lieber tun, als mir die gesamte Trilogie anzusehen, sie setzt ungefähr beim 2. Buch an. Ich hätte nichts lieber getan, denn momentan habe ich mich vom Schirm entfernt und höre den Ton.
Die Darstellung bestimmter Einzelheiten ist gut gelungen. Doch ich will nicht den Film sehen. Der Film ist bereits in meinem Kopf während des Lesens gelaufen. Alles, was ich sehen kann, interferiert mit meinen eigenen Vorstellungen und Erinnerungen.
So habe ich etwas verloren, was ich einmal hatte – den Wunsch, die weiteren Bände verfilmt zu sehen.
Komisch, nicht.


  1. ich kann das sehr gut verstehen. diese interferenzen verleiden mir auch die lust an den meisten verfilmungen.
    es ist oft sogar so, dass stärkere abweichungen mich weniger stören als schwächere, weil ich dann den film besser als „eigenständiges kunstwerk“ betrachten kann.
    den eigenen film beim lesen im kopf hat bisher noch kein film übertroffen, aber es gab manche, die durchaus „daneben“ bestehen konnten.
    ——-
    am schlimmsten war „der name der rose“, den film sah ich nachdem ich das buch gelesen habe. das ist jetzt wohl schon 10 jahre her, dass ich den film sah, langsam vergesse ich ihn glücklicherweise und kann bald das buch wieder lesen, ohne die viel schwächeren bilder des filmes neben meinen eigenen sehen zu müssen…

  2. HARFIM

    Wenn im Kopf ein eigener Film produziert wird beim Lesen eines Buches, ist er „beglückter“ als wenn er nur konsumiert, fast immer.
    Ich las mal „Der Aufenthalt“ von Hermann Kant, wie immer bei ihm selbstverliebt verschwatzt, und dachte „nun ja“ – und dann sah ich eine Verfilmung des Stoffs, die mit ganz wenigen Dialogen auskam und der Film war (ist) großartig. (Der Regisseur Frank Beyer machte auch „Die Spur der Steine“ mit Manfred Krug)
    Das einzige Beispiel, das ich kenne, wo es umgekehrt passiert, dass man beeindruckt ist.

  3. Umgekehrt geht es ja besser. Als ich mit 16 Jahren „Dr. Schiwago“ mit Julie Christie und Omar Sharif sah, (Von Rod Steiger und Rita Tushingham ganz zu schweigen) war ich zu Tränen gerührt und fand den Film fantastisch.
    Als ich fünfzehn Jahre später den Roman in die Hand bekam, suchte ich die Filmerzählung und fand sie endlich in ungefähr 10 Absätzen. Eigentlich kann man den Film als pornographisches Machwerk bezeichnen, denn er blickt voyeuristisch nur auf die unmittelbar sexuellen und erregenden Inhalte. Die 768 Seiten des Romans handeln von der Revolution und von dem inneren Kampf zwischen Arzt oder Dichter sein. Ich war eigentlich „entsetzt“, was sie aus dem Buch gemacht hatten. Wobei ich den Film ja noch immer mag, aber der Titel sollte anders heißen: vielleicht „Die Liebesgeschichten des russischen Doktors“ oder so ähnlich. Man könnte vermutlich aus dem Buch noch zehn weitere Blockbuster schmieden, die mit dem ursprünglichen Film nichts gemein haben.

  4. ich hab festgestellt, dass ich mir sowieso nur mehr verfilmungen von schlechten büchern ansehen mag – da kann es nämlich wirklich sein, dass ich positiv überrascht werde …

  5. Ich habe kürzlich [auf Pro7] erneut -jeweils freitags- alle sechs Episoden von Star Wars gesehen – obwohl ich jede Episode bestimmt schon sechs-, siebenmal sah. Und jedesmal bin ich aufs Neue fasziniert und entdecke wieder ein Detail, das mir beim vormaligen Gucken entgangen war!

    DUNE und seine Kinotrilogie habe ich auch schon x-Mal gesehen… dieses Mal aber ausgelassen – weiß aber gar nicht warum ;-))

    Achja… die Space Cowboys „ritten“ auch erst im Januar wieder über den deutschen Bildschirm, die hab ich mir schon wegen Clint Eastwood und den anderen [alten] Haudegen reingezogen! Wat mutt dat mut :-))

  6. es funktioniert aber auch andersherum hervorragend, nämlich, wenn man den film sieht, ohne die literarische vorlage zu kennen. für mich ist dazu das beste beispiel die filme von Don Camillo und Peppone. als ich nach dem film dann das buch von Giovannino Guareschi las, sah ich immer Fernandel und Gino Cervi vor mir.




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