Archiv für Januar 1st, 1970

Das Schweigen der Männer

Andreas Vitasek spielt im Film Und ewig schweigen die Männer einen 51-Jährigen, der mit seinem Alter nicht fertig wird.
Wie albern.
Auf twoday gibt es jedes Jahr zwei bis drei Blogs, in denen der Verlust des Lebens beklagt wird, weil der 40. Geburtstag zum Feiern ansteht.
Wie albern.
Auf twoday gibt es jedes Jahr zwei bis drei Blogs, in denen über die alten Männer hergezogen wird. Wie sie sich schleimig an die jungen Mädchen heranmachen.
Wie albern.
Das ist das Blog eines Neununddreißigers mit der Erfahrung eines Greises.
Auch albern.

Aber lustig!

XIX

Die meisten werden die obige Zahl als 19 identifizieren können, obwohl ich mir da bei der heutigen Jugend im allgemeinen nicht mehr so sicher bin. Das liegt nicht an der Jugend sondern an den Leuten, die Lateinunterricht abschaffen wollen, die Mathematikunterricht abschaffen wollen, die prinzipiell alles abschaffen wollen, wozu der Mensch Hirn braucht.
In Wien waren die Straßenschilder oft mit römischen Ziffern ausgewiesen. Die 19 konnte ich schon als kleines Kind lesen, da wir in diesem Bezirk gewohnt haben.
Schon damals hat mich fasziniert, dass in die Schreibweise einer Zahl die Subtraktion eingeflossen ist. 19 liegt näher an 20 und kann daher leichter durch die syntaktische Umstellung der Ziffern ausgedrückt werden.
XIX ist kürzer als XVIIII. Auf manchen historischen Gedenksteinen sieht man auch die Langform.
Für heute möchte ich es einmal stehen lassen, dass 9 eine besondere Zahl ist. Bei uns ist sie keine Unglückszahl wie z.B. in China, sondern eher eine Betrugszahl. 49.99 ist wirklich sehr viel näher an 50 als an 40, wie es uns die Preisgestalter glauben machen wollen.
Und es funktioniert. Selbst wenn man den Mechanismus durchschaut. Mathematisch ist es ja auch richtig. Doch dass sich auch unsere Gefühlswelt davon so täuschen lässt, überrascht mich immer noch.

Es sind auch schon Hausherren gestorben

Das ist eine Wiener Redewendung, die besagen soll, dass sich niemand zu sicher fühlen soll.
In den letzten Tagen wurden auch in diesem Medium einige Todesfälle vermeldet. Doch um diese geht es mir hier gar nicht.

Die Menschen fühlen sich recht sicher heutzutage. Es wird ein bisschen gejammert, es wird ein bisschen mitgefühlt. Und es wird ein bisschen Nachhaltigkeit vernachlässigt.

Nein, ich spreche jetzt nicht von dem Ölunglück im Golf von Mexico, obwohl sich das ja schon sehr gut anbieten würde. Ich spreche auch nicht von dem Zugunglück mit gerissenem „Bremsseil“ (bei Nömix nachzulesen), bei dem ich mich wundere, ob es überhaupt noch Menschen gibt, die mit einem deutschen Begriff auch die richtige Sache verbinden.

Jene (Quellen sind bekannt) an den Deutschkenntnissen aufgehängte Ausländerhatz scheint zu übersehen, dass wir Österreicher selber ja offensichtlich auch kein Deutsch mehr können. In Wirklichkeit geht es zum Beispiel um die Verwechslung von Ziehen und Drücken. Ich stelle es mir herrlich vor, wenn jeder Österreich-Leser bei einer Tür die angegebenen Begriffe verwechselt und unweigerlich mit dem Kopf anrennt. Das ist offensichtlich schon passiert, die Österreich-Leser und Österreich-Journalisten machen ja einen hinreichend „ang’rennten“ Eindruck.

Aber es sind nicht wir Österreicher allein. So einfach ist es nicht.
Es sind die Engländer (mit ihrem martialischen Sun-Journalismus, bei dem man sich ins Jahr 1939 zurückversetzt glaubt) und die Franzosen und die Italiener, die es uns vorzeigen.
Die Engländer haben es ja gerade noch geschafft. Bei den Franzosen und Italienern fragt man sich, wie schnell Fussballspieler das Spielen verlernen können. In Italien gab es bereits vor der WM Korruptionsskandale, über die eigenartigerweise niemand mehr spricht. Bei den Franzosen fangen die Skandale erst an.
Dass die Mannschaften ausgeschieden sind, ist noch nicht so schlimm, das ist weitaus engagierteren Mannschaften passiert. Aber die beobachtbare Lethargie bei Spielern, die um zweistellige Millionenbeträge gehandelt werden, ist schon beachtenswert.

Irgendwie stimmt das alles nicht zusammen. Unzählige gelbe Karten (Verwarnungen), kaum Tore und im wesentlichen langsamer Fussball. Und dabei ist Fussball etwas, was „jeden“ interessiert. Die Weltmeisterschaft ist neben den olympischen Spielen wohl die effizienteste Inszenierung von „circenses“, den Nachfolgern der Gladiatorkämpfen, mit denen man das „miese Volk“ davon abhält, sich gegen schlechte Regierungen zu erheben.

Lethargie macht sich breit. Und diese Lethargie wirkt nun bereits einlullenderweise auf alles, was rund um uns herum vorgeht.

Bei den Bloggern geht mir diese Lethargie erfreulicherweise ab. Es gibt nur zu wenige. Deswegen habe ich mich halt noch einmal dazugesellt.
Meine Erwartungshaltung an die Blogger drücke ich heute allerdings präziser aus:
Ich will nichts über die Lebensumstände und Befindlichkeiten lesen. Ich will angeregt werden und ich will über Schönes lesen. ich will über Menschen lesen, die sich an Dingen freuen können und diese Freude auch an andere Menschen vermitteln können.
Es gibt kein Leben ohne Trauer.
Aber bitte im Verhältnis 1:3…
einmal Trauer,
dreimal Freude.
So möchte ich meine Bestellung verstanden wissen. Doch wer von den Bloggern hört schon auf Bestellungen:)

Berlin

Ich mag Berlin. Nicht nur, weil dort die U- und S-Bahnen auch in der Nacht fahren. Nicht nur, weil man in der Oranjenstraße auch noch um vier Uhr früh noch sehr dezent essen kann. Nicht nur, weil es das A-Train hat. (Jazz-Lokal)
Nicht nur, weil ich in der Jugend mit Nesthäkchen-Lektüre groß geworden bin.
Und auch nicht, weil es die Berliner Philharmoniker gibt. Die gibt es ja auch in Wien, nur heißen sie dort anders. Wir haben in Wien den Goldenen Saal, bei dem sich die Tontechniker der ganzen Welt fragen, wie man die Akustik noch einmal so gestalten kann.
Die Berliner haben die größte Bühne. Vielleicht nicht gemessen am Park Concert in New York. Doch 20.000 begeisterte Zuhörer in der Waldbühne ist schon ein Superlativ für sich.
Und neben der verschobenen Schweizreise, die sich heuer vielleicht nicht mehr ausgehen wird, plane ich ein nächstes Event, den Besuch eines Berliner Philharmoniker Abschlusskonzerts. Das muss ich mir einfach einmal geben.
Heuer war Renee Fleming der singende Star. Ich mag die Frau sehr. So sympathisch. Und singen kann sie auch.
In der Zugabe hat sie dann noch „O Mio Babbino Caro“ von Puccini gesungen.
Auf youtube gibt es auch Beispiele von ihr, doch als kleine Überraschung zitiere ich hier eine andere Sängerin, von der ich noch nie gehört habe. Sie ist halt in einem anderen Land berühmt.

Und singt auch sehr schön:)

Es geht nicht um Fussball

Das ein Videobeweis das Spielergebnis erst am nächsten Tag ermöglicht, ist eine dumme Aussage, die ich FIFA-Funktionären zubillige. (Da gibt es ja mittlerweile sogar einen UEFA-Funktionär, der unter Bestechungsverdacht steht. UEFA ist nicht FIFA, aber warum sollten die besser sein?)
Dass ein Videobeweis das Spiel nicht über Gebühr aufhalten muss, kann man am amerikanischen Football sehen. Da bedarf es einer Anforderung von seiten der Mannschaft, die ihn fordert. Dann wird das Video angesehen und danach beurteilt.
Die Anzahl dieser Anforderungen ist beschränkt. Das wäre auch beim Fussball möglich, denn so viele derartige Situationen gibt es ja nicht in einem Spiel.
Aber wenn man schon so gegen elektronische Medien beim Spiel ist, dann sollte auch die Fernsehübertragung verboten werden, denn die nimmt den Spiel auch seinen Reiz.
Dabei sein, die Ausdünstungen des Nachbarn mitbekommen, das Bier über den Kopf geschüttet bekommen, Rempeleien um den Platz und lautstarke Beschimpfungen rund herum, das ist echter Fussball. Nicht auf der Couch vor dem Fernsehen sitzen und an kleinen Nüßchen knabbern.
Es gibt allerdings einen realen Grund, warum die Herrschaften den Videobeweis nicht zulassen wollen. Die fallweisen Ungerechtigkeiten sind erwünscht. Dann regen sich die Menschen auf, haben tagelang etwas zu diskutieren und werden von den eigentlichen Problemen abgelenkt. Wir haben ja auch keine wirklichen Probleme, oder?
Das hat schon seit 2000 Jahren so funktioniert oder länger.
Panem et circenses. Es war ja auch nicht gerecht, dass ein paar Gladiatoren über die Klinge springen musten.
Daher ist alles, was das Spiel objektiviert, verpönt. Blut wollen wir sehen, gemeine Fouls (Tore sind ja selten geworden) und Ungerechtigkeiten.

Dann dürfen wir uns selbst gut vorkommen.
(Sorry, wenn ich da vielleicht jemanden ans Bein pinkle.)


Ich habe den obigen Kommentar bei carpe diem abgelassen, weil sich dort ein paar Leute gegen Videobeweise im Fussball ausgesprochen haben.
Ich gebe ihnen damit ja recht.

Und ich behaupte einfach, dass eine Fehlentscheidung bei der Toranerkennung „peanuts“ ist, wenn man sie mit den Fehlentscheidungen in der Sicherheitstechnik vergleicht, die bei der BP-Bohrung passiert sind, wo nachweisliche Mängel keinen Aufruhr von Millionen von Menschen erzeugen. Oder zumindest nicht rechtzeitig.

Schwere Wahl

BP oder die Amis

Ist das Ölunglück im Golf von Mexico wirklich schlimm?

Ich behaupte einmal: NEIN.

Ich begründe dies mit dem Schimmelbrief, mit dem die Zuständigen von Deepwater Joint Investigation auf Vorschläge antworten.

„If you would like to submit a suggestion, it can be submitted via the Deepwater Response Web site at http://www.deepwaterhorizonresponse.com or by calling 281-366-5511.
Once a formal suggestion has been filed, BP technical personnel will carefully evaluate each and every one for technical feasibility and proof of application. If the engineering group finds the suggestion feasible, the person submiting the suggestion will be contacted if and when their support is needed.
Since this effort began, thousands of suggestions have been submitted and each one is being reviewed meticulously – that takes time and patience.
Bottom-line: suggestings are being taken, are welcomed, and appreciated.
Thank you.

Für Nicht-englischsprachige folgt eine Übersetzung:
„Bla, bla“
Diese Antwort hat ein Professor aus Wien mit einem möglicherweise „nicht möglichen“ Vorschlag bekommen. Allerdings bekam der CERN auf sein Schreiben, die gleiche Antwort. Es ist eine Standard-Antwort.

Ich will hier nicht auf den Lösungsvorschlag eingehen. er findet sich im Internet. Meine erste Reaktion war: das wird nicht gehen, doch sollte es funktionieren, wird es nicht ohne die Mitarbeit des CERN geschehen, da die im Bereich Tieftemperatur die größte Erfahrung haben.

Aber die Art der Bürokratie, die hier an der Oberfläche sichtbar wird, zeigt mir, dass es „noch kein großes Problem ist“. Es gibt noch keinen Notstand.
Und die Amis sind vermutlich auch viel zu stolz um Hilfe von außen anzunehmen.
Nehm‘ ich einmal an.

THANK YOU.

Mir etwas zu schenken ist mittlerweile schwer geworden, aber die richtig guten Freunde schaffen es doch immer wieder.
Wenn sich der Auszug eines Vorworts so liest:

Even Sir Stanley Unwin refused to publish it until his best author, Bertrand Russell told him he must.
This crucial recommendation was not achieved without intrigue, and required me (not unwillingly) to sleep with one of Russsell’s granddaughters, who asked me in the morning,
„What exactly do you want from Bertie?“
„To endorse what he said about the book when he first read it in typescript,“ I told her.
„He never will“ she exclaimed. „You’ll have to twist his arm, you’ll have to blackmail him. How can I help?“

[Preface to the fifth English edition to Laws of Form by George Spencer-Brown, p vii]
könnte man doch auf eine vergnügliche Fortsetzung hoffen.
Als kleines Anschauungsbeispiel stelle ich hier die Seiten 42 und 43 herein (Ich hoffe ich werde der angedrohten criminal prosecution entgehen.)
Es kommen hier die Begriffe completeness, theorem und proof vor. Man könnte daher auf einen mathematischen Inhalt schließen.
Sonst wird man sich mit den Zahlen ziemlich schwer tun. Sie sind entweder Indizes oder Referenzen auf einzelne Zeilen. Die halberten Quadrate sind marks of distinction.
Und laut Titelseite enthält das Buch den allerersten Beweis der Riemann-Hypothese. Leider setzen meine eigenen Verständnisschwierigkeiten bereits auf der Seite 3 ein:))

eine bemerkenswerte Frau

Am Montag hatte ich die Gelegenheit, einen Vortrag von Dr. Auma Obama (Schwester von Barrack Obama) anzuhören. Überraschenderweise war ich auch nachher zum Dinner mit eingeladen und konnte mich ein wenig mit ihr unterhalten. (Das Event war von CARE veranstaltet worden.)
Der Inhalt ihres Vortrags war über ihre Arbeit in Kenya, wo sie vor allem jungen Mädchen hilft, ihr Selbstbewusstsein zu entwickeln. Sie macht das über Sport, hat aber unter anderem es auch geschafft, mehrere Organisationen in ihren Zielen unter einen Hut zu bringen.
Sie hat auf deutsch gesprochen. (Sie hat in Deutschland promoviert.)
Ihr freier Vortrag war ausgezeichnet, nicht überzogen und trotzdem bekam man die Dringlichkeit ziemlich mit. Es ging auch weniger um den Spendenaufruf an sich, (der besteht natürlich implizit, wenn man über die Zustände unterrichtet wird) sondern die Überzeugung lag darin, dass man auch dann etwas ändern kann, wenn man es nur in kleinem Rahmen schafft, aber peu a peu die Bewusstseinslage verstärkt.
Ich habe sie später gefragt, ob sie Menschen kennt, die mit einer ähnlichen Einstellung in Deutschland operieren.
Der Anlass meiner Frage war folgender:
Es scheint mir so, dass in Deutschland das Problem herrscht, dass die junge Generation (in der Masse) kein Selbstwertgefühl mehr entwickeln kann. Das Fehlen von Arbeitsaussichten, Hartz-IV-Karriere bei den Eltern und die Aufklärung im Fernsehen, dass man nur dann etwas ist, wenn man entweder Top-Model ist oder einen Porsche fährt, kann einen schon entmutigen.
Ihre Antwort war sehr interessant.
Sie erzählte mir, dass sie eine ähnliche Arbeit in England durchgeführt hätte. Meine Begründung hinsichtlich Deutschland konnte sie sehr gut verstehen. Ich denke, sie teilt meine Ansicht. In England gibt es dasselbe Problem. Und dann sagte sie: in England bin ich gescheitert. Im weiteren Gespräch stimmten wir überein, dass der Grund für das Scheitern vermutlich daran liegt, dass es uns in Europa noch „zu gut“ geht.
Es könnte sein, dass sich hier ein Missstand zu einer echten Gefahr auswächst.
Das war ein ziemlich interessanter Abend, in dem ich auch andere Informationen über CARE erfuhr. Es war aber ein Erlebnis, diese Frau kennen zu lernen.

Zu groß

Morgen kommt ein neuer Kühlschrank. Es könnte sein, dass er zu groß ist.
Aber irgendwie wird es schon gehen.
Die Logistik wird lustig.
Es wird läuten.
Alter Eisschrank wird blitzartig ausgeräumt.
Leute bringen das Gerät herein. (Wiegt ca. 100 kg mit Verpackung)
Leute werden gebeten, den alten Kühlschrank aus der Nische herauszuschieben. (Der wird entsorgt)
Fußboden und Randstreifen wird geputzt.
Währenddessen packen die Leute den Kühlschrank aus und schlagen die Türen von rechts nach links um.
Boden ist sauber.
Kühlschrank wird, soweit es geht, in die neue Nische hineingeschoben.
Wir werden feststellen, dass er irgendwo ansteht.
Es gibt zwei alternative Stellweisen.
Die Leute können schon derweil den alten Kühlschrank einpacken.
Der Kühlschrank wird angeschlossen.
Die Sachen werden wieder eingeräumt.
(Die Tiefkühlware überwintert einige Zeit bei meinem Sohn, der erst übermorgen wieder zurückkommt.)
Der Kühlschrank wird bezahlt.

Fazit:
Die Küche ist extrem „aufgewertet“.
es gibt einen Liebherr weniger und einen LG mehr.
So wird er aussehen.
GB7143A2RZ
Nicht schlecht für einen, der nicht plant. Oder? :




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