Archiv für November, 2019
Mit Ende des heurigen Jahres werde ich die Halbzeit erreicht haben.
Seit sechs Monaten habe ich eine Klavierlehrerin. Nach dem heutigen Konzert fühle ich mich mit meinen 68 Jahren wie ein Achtjähriger.
Es ist Zufall, dass ich sie getroffen habe. Aber sie hat mein musikalisches Verständnis verändert.Gestern gab es ein Konzert: Bach, Schubert, Beethoven. Der zugegeben kleine Saal war voll. Wenn die Freunde, die sich am Nachmittag des Konzertabends noch entschuldigt hatten, gekommen wären, hätte man zusätzliche Stühle organisieren müssen.
Ich kann noch nicht schlafen. Irgendetwas Merkwürdiges ist eingetreten. Ich war mit meiner Leistung zufrieden, das wurde auch durch die Rückmeldungen bestätigt. Das Konzert dauerte nur 60 Minuten – ohne Pause – und danach war ich erschöpft aber glücklich. Ich hatte das Gefühl, mein Verständnis der Musik weitergegeben zu haben. Es war dies nicht mein erstes Konzert, aber das Gefühl der Zufriedenheit habe ich zum ersten Mal erlebt. (Es ging ihm auch einige Arbeit voraus.)
Ich tröste mich ja manchmal mit dem Gedanken, dass ich „nur“ Amateur bin, daher entschuldige ich meine eigenen Fehler sehr gerne und ohne schlechtes Gewissen. Doch diesmal waren die Fehler vollkommen nebensächlich, es gab auch sehr wenige. Ich konnte die Musik auch so spielen, wie ich sie selber gerne hören würde, Was kann man mehr wollen?
Jetzt schaue ich mich großem Optimismus den künftigen Konzerten entgegen. Ich werde die Hammerklavier-Sonate auch noch bewältigen. Und nach allen Beethoven-Sonaten werde ich vielleicht auch noch die Liszt h-moll Sonate angehen können. Ich kann viel üben. Das Üben scheint sich jetzt bezahlt zu machen. Das Bach-Praludium in C-Dur aus dem 2. Band des Wohltemperierten Klaviers habe ich in zehn Tagen geschafft. Jede Nacht drei Stunden. Es lässt sich noch verbessern. Doch ich bin schon jetzt ziemlich zufrieden.
Jetzt habe ich bis zum 30. November noch drei Wochen Zeit, um opus 10/2, opus 26 und opus 31/2 zu „polieren“. Das wird sich ausgehen. Da bin ich ganz sicher. Und ich bin noch über etwas Anderes sicher. „Pensionsschock“ spielt es bei mir nicht.
Manchmal werde ich gefragt, ob ich Lampenfieber habe. Ich verneine das in der Regel. Auch vor dem heutigen (Samstag) Konzert könnte ich es leugnen. Trotzdem kann ich nicht einfach einschlafen.
Vielleicht liegt es an einigen Neuerungen. In dem Schloss spiele ich morgen zum ersten Mal. Den Flügel spiele ich zum ersten Mal. (Ohne Probe, ohne Einspielen) Die Probe mit der Dame, die mir umblättern wird, verlief nicht ganz so effizient, wie es wohl gehen sollte, obwohl sie Erfahrung im Umblättern hat. (Für Nichtkundige: das Umblättern stellt auch für die umblätternde Person eine gewisse Nervenprobe dar, vor allem, wenn ein Stück relativ schnell dahin geht.)
Ich habe den Anflug einer Verkühlung. Die wird mir morgen aber vermutlich nicht zu schaffen machen, weil ich da mit Adrenalin vollgepumpt sein werde.
Aber vor allem habe ich mich gestern etwas übernommen. (eigentlich vorgestern am Donnerstag) 2 Stunden Klavier üben, dann 2 Stunden Klavierunterricht, der mich immer sehr stark fordert, und am Abend noch einmal 2 Stunden Liedbegleitung und das Abspielen von Bach und Beethoven für eine Trauerfeier. Als ich gestern um 11 Uhr abends nach Hause kam, war ich wirklich geschafft.
Das Konzert ist ja öffentlich im Rahmen der Kulturtage des Nachbarorts. Da werden einige kommen, die mir nicht bekannt sind. Von meinen eigenen von mir eingeladenen Personen kommen jetzt 21, nachdem die Verwandten aus München wegen einer Verkühlung absagen mussten. Der Raum fasst 60 Personen, also kann ich damit rechnen, dass er voll besetzt sein wird, was im Grunde erfreulich ist.
Jetzt bin ich gespannt, wie es morgen laufen wird. Mein Sohn wird fotografieren. Vielleicht wird es ein nettes Foto geben.